In diesem Artikel werden verschiedene Inventurverfahren und ihre Umsetzung mit Microsoft Dynamics 365 Business Central aufgezeigt. Neben der klassischen Stichtagsinventur behandeln wir auch moderne Ansätze der Inventur wie die permanente Inventur, zyklische Inventur und Stichprobeninventur. Besonderes Augenmerk liegt auf den Möglichkeiten der Digitalisierung und Automatisierung des Inventurprozesses.
Die Inventur ist ein zentrales Element des Lager- und Bestandsmanagements. Dabei handelt es sich um die vollständige Erfassung und Bewertung aller Vermögensgegenstände und Schulden eines Unternehmens zu einem bestimmten Zeitpunkt. Ziel ist es, die Sollbestände mit den tatsächlich vorhandenen Beständen (Ist-Bestände) abzugleichen und Abweichungen zu ermitteln. Inventurprozesse spielen nicht nur für die Bilanzierung und Steuerprüfung eine entscheidende Rolle, sondern sind auch ein unverzichtbares Werkzeug zur Optimierung der Lagerführung.
Die Inventur in der Warenwirtschaft bezeichnet die systematische Erfassung und Dokumentation aller vorhandenen Bestände eines Unternehmens, insbesondere von Waren, Rohstoffen und Produkten. Die Inventur dient der Überprüfung der Buchbestände, Sicherstellung der Datenqualität und Erfüllung gesetzlicher Vorgaben, wie z. B. im Rahmen der Jahresabschlussprüfung.
Ein ERP-System bietet in der Regel Funktionen für die Automatisierung und Steuerung der Inventurprozesse wie Datenerfassung und Auswertung. Das erleichtert die Verwaltung von Beständen, reduziert Fehler und unterstützt das Unternehmen bei der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften. Die Inventur als Teil regelmäßiger Lagerprozesse ermöglicht eine präzise Bestandskontrolle und verbessert die Basis für Entscheidungen in Einkauf, Lager und Produktion.
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Microsoft Dynamics™ 365 Business CentralDie Stichtagsinventur ist die klassische Form der Bestandsaufnahme, bei der alle Artikel an einem festgelegten Datum gezählt werden. Sie bietet den Vorteil, dass alle Lagerbestände zu einem einheitlichen Zeitpunkt erfasst und dokumentiert werden. Voraussetzung ist, dass alle Buchungen im ERP-System abgeschlossen sind, um eine konsistente Bestandsaufnahme zu gewährleisten.
Stichtagsinventur: Vorteile
Stichtagsinventur: Nachteile
Betriebsunterbrechungen während der Zählung
Bei der permanenten Inventur werden Bestände über das Jahr verteilt gezählt. Voraussetzung ist eine laufende Buchführung, die alle Zugänge und Abgänge detailliert dokumentiert.
Permanente Inventur: Vorteile
Permanente Inventur: Nachteile
Nicht für alle Branchen geeignet (z. B. bei verderblicher Ware)
Die zyklische Inventur basiert auf der regelmäßigen Zählung bestimmter Artikelgruppen. Diese Methode eignet sich besonders für Unternehmen mit umfangreichem Artikelstamm und unterschiedlichen Lagerbewegungen.
Zyklische Inventur: Vorteile
Zyklische Inventur: Nachteile
Die Stichprobeninventur wird auf Basis statistischer Methoden durchgeführt und ist für Unternehmen geeignet, die ihre Lagerbestände zuverlässig dokumentieren können.
Stichprobeninventur: Vorteile
Stichprobeninventur: Nachteile
Zulässigkeit muss mit gesetzlichen Anforderungen abgestimmt werden
Diese Methode integriert die Bestandsaufnahme in den laufenden Lagerbetrieb. Artikel werden gezählt, wenn ein Lagerplatz leer wird.
Nulldurchgangs-Inventur: Vorteile
Nulldurchgangs-Inventur: Nachteile
Abhängig von gut durchdachter Lagerplatzverwaltung und mobiler Datenerfassung
Die Konfiguration von Lagerorten und Lagerplätzen in Microsoft Dynamics 365 Business Central hat wesentlichen Einfluss auf die verfügbaren Inventuroptionen und deren Handhabung. Ein typisches Szenario könnte wie folgt aussehen.
Lagerorte
Lagerorte mit Lagerplätzen
Die Lagerorte können weiter in Lagerplätze unterteilt sein. Ein typisches Szenario könnte sein:
Vor dem Hintergrund der Lagerorte und Lagerplatzkonfiguration und der organisatorischen Herangehensweise (zum Beispiel Einsatz von Zählteams) bietet Microsoft Dynamics 365 Business Central unterschiedliche Funktonalität für die Inventur an.
Die Lagerkonfiguration bestimmt also den Detaillierungsgrad und die Flexibilität der Inventur, passend zur Komplexität der Lagerstruktur.
Die Erfassung kann manuell auf gedruckten Zähllisten oder digital mit mobiler Datenerfassung erfolgen.
Mobile Datenerfassung:
Vorteile der mobilen Datenerfassung:
Schnellerer und effizienterer Erfassungsprozess
Beim Upstream-Tracing liegt der Fokus darauf, ein Produkt oder einige bestimmte Betriebsstoffe vom Verbraucher bis zum Erzeuger zurückzuverfolgen. Das Hauptziel besteht darin, Probleme mit einem Produkt und deren Ursachen schnell zu identifizieren. Verbraucher werden dadurch vor potenziellen Schäden geschützt und erhalten gleichzeitig detaillierte Informationen über das Produkt.
Das Downstream-Tracing bezieht sich auf die Kennzeichnung von Chargen oder Einzelprodukten, um die Produkte über die gesamte Lieferkette hinweg zu verfolgen. Dies ist besonders relevant für Produkte wie Haushalts- und Elektrogeräte, Autos und Softwareprogramme, die mit Herstellergarantien verbunden sind. Im Falle von Qualitätsmängeln können Hersteller Produkte gezielt zurückrufen und somit Schäden verhindern.
Die Chargennummer, auch als Losnummer, Seriennummer, Batchnummer oder Lotnummer bekannt, ist bei der Chargenrückverfolgung zentral. Diese Nummern sind immer einer bestimmten Produktionscharge zugeordnet und erlauben somit eine eindeutige Identifizierung. Oft auf der Verpackung vermerkt, werden sie in Warenwirtschaftssystemen, auch als „Tracking- und Tracing–Systeme“ verwaltet. Eine Charge repräsentiert Produktionseinheiten, die unter denselben Bedingungen erzeugt wurden, und bildet somit die Basis für eine präzise Rückverfolgung.
Die mobile Datenerfassung kann in Microsoft Dynamics 365 Business Central in den Standard-Bildschirmseiten des Systems erfolgen, zum Beispiel durch Verwendung der Business Central Tablet App auf mobilen Computern und Tablets, welche optional mit einem Barcodeleser verbunden werden.
Noch besser geeignet ist die Verwendung von speziell auf die mobile Datenerfassung zugeschnittenen MDE-Apps wie beispielsweise die MDE-Dialoge in der von Microsoft zertifizierten ERP Branchensoftware move)food® für die Lebensmittelindustrie und den Lebensmittelhandel und der von Microsoft zertifizierten ISV Branchensoftware für lagerführende Unternehmen und Lagerdienstleister dem Warehouse Management System move)log®.
Diese MDE-Dialoge stehen in der Branchensoftware zur Verfügung und sind speziell auf die unterschiedlichen Lagervorgänge wie Einlagerung, Kommissionierung, Umlagerung und Inventur zugeschnitten und können optimal auf Handscannern, Tablets, Smartphones und Staplerterminalen eingesetzt werden.
Die MDE-Dialoge verfügen zudem bereits über out of the box Funktionen zur Decodierung spezieller Barcode-Typen wie EAN-128 / GTIN-128 oder von strukturierten QR-Codes.
Erfahren Sie mehr über die von Microsoft zertifizierte Branchensoftware von ags oder nehmen Sie Kontakt zu uns auf.
move)log® Warehosue Management SystemDie Stichtagsinventur ist ein Inventurverfahren, bei dem alle Bestände eines Unternehmens zu einem festgelegten Stichtag vollständig erfasst und dokumentiert werden, um gesetzliche und buchhalterische Anforderungen zu erfüllen.
Stichtagsinventur: Vorteile
Stichtagsinventur: Voraussetzungen
Die permanente Inventur ist durch das kontinuierliche Zählen einzelner Artikel charakterisiert. Eine Anzahl von Artikeln wird im System regelmäßig, laufend gezählt. Es muss sichergestellt werden, dass jeder Artikel („Lagereinheit“) während des Geschäftsjahres mindestens einmal vollständig gezählt wurde.
Permanente Inventur: Vorteile
Permanente Inventur: Besonderheiten
Eine Lagereinheit beschreibt die kleinste logische oder physische Menge eines Artikels, die in einem Lager als Ganzes gezählt wird. Bei der permanenten Inventur muss üblicherweise sichergestellt werden, dass jede Lagereinheit vollständig und korrekt erfasst wird, ohne sie in kleinere Teile zu zerlegen.
Die zyklische Inventur ist ideal für Unternehmen mit einem umfangreichen Artikelstamm. Artikel werden nach Prioritäten wie ABC-Kategorisierung gezählt. Hochwertige oder häufig bewegte Artikel (A-Klasse) werden häufiger gezählt als weniger relevante (C-Klasse).
Zyklische Inventur: Voraussetzungen
Zyklische Inventur: Vorteile
Die Stichprobeninventur basiert auf statistischen Methoden und eignet sich für Unternehmen mit stabilen Lagerprozessen.
Stichprobeninventur: Voraussetzungen
Stichprobeninventur: Vorteile:
Bei der Nulldurchgangs-Inventur werden Bestände gezählt, wenn ein Lagerplatz leergeräumt wird. Diese Methode ist besonders effizient in Kombination mit mobiler Datenerfassung.
Nulldurchgangs-Inventur: Voraussetzungen
Nulldurchgangs-Inventur: Vorteile
Kontinuierliche Bestandskontrolle
Nach der Zählung werden die Bestände in Dynamics 365 Business Central verbucht. Dabei erstellt Business Central Inventurposten bzw. Gebuchte Inventurerfassungen, die detailliert dokumentieren, welche Artikel gezählt und gebucht wurden. Zusätzlich stehen Berichte zur Analyse und Auswertung zur Verfügung, z. B. Differenzberichte oder Inventurauswertungen nach Lagerorten.
Die Wahl des geeigneten Inventurverfahrens hängt von den individuellen Anforderungen des Unternehmens ab. Microsoft Dynamics 365 Business Central bietet umfassende Funktionen, um die Inventur effizient und digital abzuwickeln. Ob Stichtagsinventur, permanente Inventur, zyklische Inventur oder Nulldurchgangsinventur, Unternehmen können ihre Bestandsführung optimal an ihre individuellen Anforderungen anpassen. Insbesondere die Kombination der Inventur mit modernen Technologien steigert die Effizienz und Genauigkeit der Inventurprozesse erheblich. Moderne Technologien, die eine Inventur unterstützen, sind die mobile Datenerfassung, Barcode-Scanner und ein automatisierter Workflow.
Unternehmen, die ihre Inventurprozesse digitalisieren und modernisieren möchten, profitieren langfristig von niedrigeren Fehlerquoten, schnellerer Durchführung und der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften. Die Wahl des passenden Inventurverfahrens und die technische Ausstattung sind dabei entscheidend für den Erfolg und die Effizienz der Bestandsaufnahme. Dynamics 365 Business Central dient als Werkzeug, um diese Prozesse nicht nur effizient, sondern auch zukunftssicher zu gestalten.