Lagerumschlagshäufigkeit ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl im Bereich des Logistikmanagements und gibt an, wie oft sich das Lagermaterial innerhalb eines definierten Zeitraums, üblicherweise eines Jahres, umschlägt. Hierbei bezieht sich der Begriff „Umschlag“ auf den Prozess des Be- und Entladens eines Lagers. Die Lagerumschlagshäufigkeit definiert, wie oft der durchschnittliche Lagerbestand eines Produkts im Laufe der Zeit verkauft oder verbraucht und durch Neueinlagerung ersetzt wurde. Dieser Indikator erstreckt sich sowohl über die gesamte Lagerwirtschaft eines Unternehmens als auch auf ausgewählte Lagersegmente. 

Aber was sagt eine hohe und was eine niedrige Lagerumschlagshäufigkeit aus? In diesem Beitrag erkunden wir die Lagerumschlagshäufigkeit detailliert und liefern Antworten auf wichtige Fragen.

 

Lagerumschlagshäufigkeit im Warehouse Management – eine Definition

Die Lagerumschlagshäufigkeit (Lagerumschlagshäufigkeit Abkürzung: LU), auch als Umschlagshäufigkeit, Warenrotation und Lagerumschlagsgeschwindigkeit bekannt, ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl, die Auskunft darüber gibt, wie oft sich ein durchschnittlicher Lagerbestand innerhalb einer bestimmten Zeitperiode erneuert. Häufig wird sich hierfür auf einen Zeitraum von einem Jahr bezogen. Mit der Umschlagshäufigkeit wird der Prozess des Be- und Entladens eines Lagers und die Häufigkeit konkretisiert, wie oft der Lagerbestand eines Artikels beziehungsweise einer Artikelgruppe im Verkauf oder Verbrauch erneuert und durch neu eingelagerte Produkte ersetzt wird. 

Ihr Pendant ist die Lagerreichweite, welche angibt, wie lange der Lagerbestand unter normalen und durchschnittlichen Verbrauchsbedingungen ausreicht. 

Die Lagerumschlagshäufigkeit ist zentral für wirtschaftliches Handeln, da sie die effektive Kapitalbindung durch eine niedrige Lagerdauer minimiert. Ein höherer Umschlag bedeutet, dass das Unternehmen in der Lage ist, sein Warenangebot schneller in liquide Mittel umzuwandeln, was wiederum die Rentabilität steigert. 

Welche Ziele hat die Lagerumschlagshäufigkeit?

Das Hauptziel der Lagerumschlagshäufigkeit besteht darin, eine möglichst hohe Umschlagrate zu erreichen; dies bedeutet, dass Waren im Lager regelmäßig und in großen Mengen bewegt und verkauft werden. Eine hohe Umschlagshäufigkeit hat somit direkte positive Auswirkungen auf den Umsatz des Unternehmens. Durch den schnellen Verkauf von Produkten werden Lagerbestände rasch abgebaut, was Platz für neue Waren schafft. Mit einer erhöhten Lagerdrehung können Unternehmen flexibler agieren, so können abverkaufte Artikel leicht ausgetauscht und das gesamte Sortiment neu organisiert werden. Damit wird die Anpassungsfähigkeit an Marktveränderungen gefördert und eine effizientere Nutzung des Lagerraums gewährleistet. 

Kurz gesagt strebt eine effektive Lagerumschlagshäufigkeit danach, Lagerbestände optimal zu verwalten, Platz für neue Produkte zu schaffen, die Liquidität sowie Planung zu verbessern und schließlich die Kosten der Lagerhaltung zu minimieren.

 

Wieso ist die Lagerumschlagshäufigkeit für Unternehmen wichtig?

Da die Lagerumschlagshäufigkeit Einblicke in die Effizienz und Wirtschaftlichkeit von Lagerbeständen gibt, ist sie ein wichtiger Indikator für Unternehmen. Ein rascher Umschlag der Bestände wird oft mit einer effizienten Geschäftsführung assoziiert, da eine kurze Lagerdauer zu einer geringeren Kapitalbindung führt, was wiederum die Liquidität des Unternehmens stärkt.

Ein niedriger Umschlag deutet hingegen auf mögliche Probleme hin, sei es ein schwacher Absatz oder ein Überangebot an Waren. Dies kann zu erhöhten Lagerhaltungskosten führen, was die finanzielle Flexibilität beeinträchtigt. 

Vor allem für produzierende Unternehmen stellt die LU eine Herausforderung dar, denn hier müssen die benötigten Artikel in richtiger Menge und am richtigen Ort für einen reibungslosen Fertigungsprozess verfügbar sein. Ein ausgeglichener Lagerbestand ermöglicht es Unternehmen, Kosten zu kontrollieren, Kapital freizusetzen und gleichzeitig sicherzustellen, dass Produktionsprozesse reibungslos ablaufen. 

Formel zur Berechnung der Umschlagshäufigkeit

Wer die Lagerumschlagshäufigkeit berechnen möchte, ermittelt diese anhand des durchschnittlichen Lagerbestands. Dieser durchschnittliche Lagerbestand wird mit der Formel Ø (durchschnittlicher) Lagerbestand = (Lageranfangsbestand + Lagerendbestand) / 2 berechnet. Sobald der Ø Bestand bekannt ist, kann die Lagerumschlagshäufigkeit mit einer der beiden folgenden Formeln ermittelt werden:

  • Lagerumschlagshäufigkeit = Lagerabgänge / Ø Lagerbestand

oder alternativ

  • Lagerumschlagshäufigkeit = Jahresumsatz / Ø Lagerbestand

Bei dieser Formel repräsentiert der Lagerabgang die Menge der verkauften oder verbrauchten Produkte, während der Ø Lagerbestand den Durchschnitt der Warenbestände über einen bestimmten Zeitraum darstellt. Eine Beispielrechnung könnte wie folgt aussehen: Angenommen, der Lagerabgang beträgt 20.000 Einheiten, und der Ø Lagerbestand beträgt 10.000 Einheiten. Die Lagerumschlagshäufigkeit wäre dann 2 (20.000 / 10.000) – diese Kennzahl gibt an, dass der Lagerbestand im betrachteten Zeitraum zweimal umgesetzt wurde.

 

Wichtige Kennzahlen zur Umschlagshäufigkeit in der Übersicht

Bei der Analyse der Umschlagshäufigkeit ist es wichtig, die Art der verkauften Waren und die spezifische Branche zu berücksichtigen. Wer die LU genauer betrachtet, stellt fest, dass keine universelle „magische Zahl“ für eine gesunde Umschlagshäufigkeit existiert, vielmehr hängt eine „gute“ Umschlagshäufigkeit von den individuellen Gegebenheiten eines Unternehmens ab. Eine hohe Umschlagshäufigkeit kann in einigen Fällen vorteilhaft sein, in anderen jedoch nachteilig. Um die Gesundheit der Warenrotation zu beurteilen, ist ein Vergleich mit anderen Unternehmen aus der Branche unerlässlich. 

Ein Wert zwischen 4 und 6 wird beispielsweise für E-CommerceUnternehmen als gesund angesehen. Im Gegensatz dazu fällt die Kennzahl bei Einzelhändlern mit hochpreisigen Waren typischerweise geringer aus und liegt oftmals im Bereich von 1 bis 2. Unternehmen mit niedrigen Bruttomargen müssen in der Regel ihre Bestände häufiger umschlagen, um niedrige Gewinnmargen durch höhere Verkaufsvolumina auszugleichen.

Erst ein Vergleich mit ähnlichen Unternehmen der Branche ermöglicht einen realistischen Blick auf die Performance Ihres Unternehmens. 

Das bedeutet eine niedrige Lagerumschlagshäufigkeit für die Supply Chain

Eine niedrige Lagerumschlagshäufigkeit, definiert als weniger als zwei, signalisiert, dass der Absatz schwach ist und die Nachfrage nach den Produkten nachlässt. In solchen Fällen lagern möglicherweise zu viele Waren in den Lagerregalen, was zu einer Verschwendung von Platz und Ressourcen führt. Dieses Szenario deutet unter anderem darauf hin, dass die Produktverkäufe schwächeln, und möglicherweise besteht ein Überbestand an Produkten. Andererseits bedeutet eine zu hohe Umschlagshäufigkeit von mehr als sechs, dass die Nachfrage das Angebot übersteigt und der Lagerbestand zu niedrig ist, was wiederum zu verpassten Verkaufschancen oder negativen Kundenerfahrungen durch verspätete Lieferungen führen kann. Für verkaufende Unternehmen ist es immer ratsam, die Lagerumschlagshäufigkeit sorgfältig zu überwachen und entsprechend anzupassen, damit eine optimale Balance zwischen Angebot und Nachfrage gewährleistet ist.

 

Lagerumschlagshäufigkeit erhöhen – so gehts

Um die Kapitalbindung und Lagerkosten zu reduzieren und dem Lagerrisiko entgegenzuwirken, streben viele Unternehmen danach, die Umschlagshäufigkeit in ihrem Lager zu erhöhen. Eine hohe Warenrotation zeigt an, dass Produkte regelmäßig und schnell aus dem Lager entnommen werden, was wiederum darauf hindeutet, dass der Bestand effizient und komplett genutzt wird. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Betrachtung dieser Kennzahl nicht pauschal für das gesamte Lager sinnvoll ist. Stattdessen sollte eine gezielte Analyse auf Produktebene, in Produktgruppen oder ausgewählten Lagerbereichen erfolgen. 

Nichtsdestotrotz bieten sich verschiedene Maßnahmen zur Erhöhung der Umschlagshäufigkeit an:

  • Aussortieren von performanceschwachen Artikeln: Identifikation und Entfernung von Produkten mit schwacher Performance, um Platz für besser verkaufende Produkte zu schaffen.
  • Optimierung des Sortiments hinsichtlich der Attraktivität: Anpassung des Sortiments, um die Attraktivität zu steigern und somit die Abverkäufe zu erhöhen.
  • Reduzierung des Mindestbestands: Überprüfung und Anpassung der Mindestbestände für eine effiziente Lagerbestandsnutzung und Kostenoptimierung.
  • Eliminierung von Totzeiten: Reduzierung von Stillstandszeiten im Lager durch besseres Management von Produktion, Prozessen und Abläufen.
  • Wiederbeschaffungszeit verkürzen: Exploration neuer Lieferantenoptionen für eine geringere Wiederbeschaffungszeit und um flexibler auf Nachfrageänderungen reagieren zu können.
  • Just-in-Time-Belieferung: Implementierung von Just-in-Time-Belieferungssystemen, um Lagerbestände zu minimieren und dennoch eine effiziente Lieferkette aufrechtzuerhalten.
  • Lagerbestände in regelmäßigen Abständen überprüfen: Kontinuierliche Überwachung und Anpassung der Lagerbestände für eine verbesserte Reaktion auf Marktbedingungen und Kunden.
  • Nutzung einer Bestandsoptimierungs-Software: Implementierung einer Software, die Leistungskennzahlen überwacht, Echtzeitdaten analysiert und automatisch Vorschläge für Verkaufsaktionen sowie Prognosen generiert.

Vorteile optimaler Lagerumschlagshäufigkeit

Eine erhöhte Lagerumschlagshäufigkeit hat mehrere positive Auswirkungen auf die Geschäftszahlen von Unternehmen. Jedoch ist zu beachten, dass in bestimmten Lagerbereichen, wie zum Beispiel bei der Bevorratung von wichtigen Produkten wie Ersatzteilen, eine Erhöhung nicht immer wünschenswert ist und daher bei der Berechnung der Kennzahl vernachlässigt werden kann.

Die positiven Auswirkungen einer gesteigerten Lagerumschlagshäufigkeit sind vielfältig:

  • Verringerte Kapitalbindung: Ein hoher Umschlag bedeutet weniger gebundenes Kapital, was dem Unternehmen die Möglichkeit gibt, das Geld anderweitig zu investieren und zur Gewinnoptimierung beizutragen.
  • Erhöhte Liquidität: Die gesteigerte Liquidität ermöglicht es einem Unternehmen, Verbindlichkeiten schneller zu begleichen und bietet Chancen für Zinsersparnisse sowie häufigere Skontonutzung.
  • Senkung der Lagerkosten: Weniger Produkte im Lager führen zu eingesparten Kosten für Lagerfläche und -pflege, einschließlich Umpacken oder Reinigen.
  • Verringerte Lagerrisiken: Eine schnellere Lagerumschlagshäufigkeit reduziert Risiken wie Verderb, Witterungseinflüsse und Marktpreisschwankungen.
  • Erhöhter Gewinn: Durch geringere Kapitalbindung, höhere Liquidität, reduzierte Lagerkosten und minimierte Lagerrisiken steigern Betriebe letztendlich ihren Gewinn.
  • Verbessertes Rating: Die Umschlagshäufigkeit ist ein Kriterium für Ratingagenturen, die Unternehmen bewerten und eine skalierte Bonitätseinstufung vornehmen. Ein positives Rating unterstützt die Verhandlungen mit Geldgebern und anderen Stakeholdern.

 

Fazit

Gemessen an der Häufigkeit, mit der sich der Lagerbestand innerhalb eines festgelegten Zeitraums erneuert, wirkt sich die Lagerumschlagshäufigkeit direkt auf die Effizienz und Wirtschaftlichkeit von Unternehmen aus. Die Kennzahl beeinflusst die Kapitalbindung, Liquidität, Lagerkosten und Risiken maßgeblich. Durch eine optimale Warenrotation wird es möglich, Platz für neue Produkte zu schaffen, Lagerbestände effizient zu verwalten und die finanzielle Gesundheit zu fördern. 

Zu beachten ist jedoch, dass die optimale Kennzahl der Umschlagshäufigkeit je nach individuellem Branchenkontext variiert und es deswegen gilt, sich vor Verallgemeinerungen in Acht zu nehmen. Nicht immer ist eine hohe Umschlagshäufigkeit vorteilhaft. Vielmehr kommt es auf eine ausgewogene, auf die Bedürfnisse des Unternehmens angepasste Umschlagshäufigkeit an, um einen langfristigen Unternehmenserfolg zu gewährleisten.

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